Interview mit mir selbst

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Von Benita Cantieni

Ich warte schon so lange vergeblich auf einen Anruf Ihrer besten Interviewerin, Ihres besten Interviewers (kurz BI), dass ich mich nun hier selber interviewe. So kann ich mir auch die interessanten, relevanten, arroganten, amüsanten Fragen stellen, die ich gerne beantworten möchten. Falls Sie doch noch auf den Geschmack kommen: Sandra Cantieni, meine PR-Beauftragte, vermittelt Ihnen sehr gerne einen Termin mit mir.

Bester Interviewer, beste Interviewerin (BI): Was ist das eigentlich, was Sie da machen?

Benita Cantieni (BC): Ich entwickle eine Gebrauchsanweisung für den Körper, die jeder Mensch versteht. Ich erfinde eine neue Sprache für das, was Mediziner und Anatomen lateinisch entfremdeten. Ich benenne die Knochen und Muskeln nach ihrer Funktion und so, dass jedes Kind versteht, was und wie es gemeint ist.

BI: Geht es etwas konkreter?

BC: Ich mache Vorschläge an den Eigner, die Eignerin des Körpers. Stell dich mal so hin, richte dich auf, vom Boden weg. Sei nicht länger Wurzelgemüse. Erobere deine Aufrichtung. Beweg den Arm so, ziehe den Bauchnabel dahin, die Zunge dorthin und sage, was du spürst.

BI: Klingt sehr simpel.

BC: Ist es auch. Und auch nicht. Die meisten Menschen sind sehr weit weg von der Selbstwahrnehmung, vom Spüren, vom Fühlen. Erst, wenn der Körper Signale in Form von Schmerzen aussendet, wird er wahrgenommen.

BI: Liegt das nicht in der Natur des Menschen?

BC: Körperliches Wohlbefinden, körperliche Leichtigkeit, körperliches Gutfühlen – das ist die Natur des Menschen. Jeder Schmerz ist ein Zeichen, dass ich von diesem Weg der kreatürlichen Leichtigkeit abgekommen bin. Ein Erstschmerz ist ein Alarm, ein Signal des Körpers, “mach das nicht, das ist nicht gut für mich”. Reagiere ich darauf in der angemessenen Art, verschwindet der Schmerz sofort wieder. Mache ich weiter, so nimmt der Schmerz zu, verschwindet vielleicht kurz, kommt wieder, wird chronisch.

BI: Beispiele?

BC: Rückenschmerzen. Ich kippe mein Becken, weil ich das für die “richtige” Haltung halte. Wahrscheinlich habe ich das bei meinen Eltern so gesehen. In der Schule wurde es mir so gezeigt und in der Physiotherapie wurde ich dafür gelobt. Ich kippe also fröhlich mein Becken, spüre dieses Kippen schon gar nicht mehr. Die kleinen, wichtigen Übergangsgelenke von Kreuzbein zu unterstem Lendenwirbel reiben tagein, tagaus aneinander. Irgendwann ist die Gelenkfläche beschädigt. Alarm. Schmerz. Ich weiche dem Schmerz aus, kippe noch ein bisschen mehr, verschiebe das Becken ein wenig nach rechts, der Schmerz ist weg. Ich niste mich in dieser Kompensation ein, das Ausweichen wird Gewohnheit. Der Schmerz meldet sich nach ein paar Wochen an einem neuen Ort: im rechten Hüftgelenk.

Anderes Beispiel. Der linke Fuss schmerzt beim Gehen. Vorne, am Quergewölbe. Ich versuche, möglichst nicht auf diese Stelle zu treten. Das geht ganz gut, wenn ich mein Gewicht mehr nach rechts verlagere und das linke Knie leicht x-beinig zum rechten Bein ziehe. Ein paar Wochen geht das gut, dann schmerzt das linke Knie an der Aussenseite, und rechts im Kreuz habe ich Schmerzen.

Anderes Beispiel: Die rechte Schulter tut weh …

BI: Es reicht, es reicht, ich weiss, was Sie meinen. Also, meine rechte Schulter tut tatsächlich weh. Was muss ich tun?

BC: Mir fällt auf, dass Sie den rechten Ellenbogen auf dem Tisch abstützen, die Hand schiebt gegen das Kinn, die rechte Schulter ist hochgezogen bis zum rechten Ohr …

BI: Gewohnheit …

BC: Eben. Sie schieben durch diese Haltung den Kopf des Oberarmes in das Schulterdach. Es reibt sich Knorpel an Knorpel. Wahrscheinlich wird auch ein Nerv eingeklemmt. Früher oder später ist der Knorpel durch. Knochen scheuert an Knochen. Der Arzt wird Arthrose feststellen und Medikamente verschreiben. Und in drei Jahren setzt er Ihnen ein künstliches Schultergelenk ein. «Routine», wird er sie beruhingen, «mach ich täglich.» Die Operation wird als erfolgreich deklariert. Sechs Monate später kriegen Sie wieder Schmerzen. Schlimmer denn je. Sie können die Schulter nicht mehr bewegen und halten nur noch still. Morbus Sudek diagnostiziert der Doc diesmal, Muskelgewebe stirbt ab, kann man nichts machen …

BI: Halt. Ein Szenario des Schreckens! Klingt ja furchtbar! Sie malen den Teufel an die Wand.

BC: Ich kenne viele solcher Wandteufel sehr konkret.

Links die traurige Gestalt im Profil. Kopf nach vorne geneigt, Schultern hochgezogen, Rippen hängend, das Becken haltlos im Raum. Das Kreuzbein und Lendenwirbel gestaucht. Der Körper über den Füßen.

Rechts die Idealvorstellung für die Aufspannung über den Fersen. Der Fuß kann entspannt stehen, das Kniegelenk ist unbelastet. Das Becken steht aufrecht, mit ziemlich geradem Steißbein, dessen Spitze hinter den Fersen steht. Nach unten zeigend, nach oben dehnend. Kreuzbein lang, Lendenwirbel unbeschwert, Brustwirbelsäule aufgerichtet, Brustkorb über dem Becken. Die Schultergelenke sind ideal ausgerichtet, die Halswirbelsäule ist aufgespannt. Kopf (Foramen magnum) perfekt über dem Atlas und dem Axis stehend, der Kronenpunkt über dem Damm. In diesem Modell sind alle Strukturen vorne, seitlich und hinten gleich lang, die Knochenhäute, die Faszien, die Bänder, die Sehnen, die Muskeln. In dieser Reihenfolge. Nichts geht auf Kosten von etwas, nichts wird verkürzt, nichts wird überdehnt. Alle Strukturen können reibungslos interagieren – in unseren einmaligen Kettenreaktionen „vom Boden weg“.

BI: Okay, was soll ich Ihrer Meinung nach tun?

BC: Richten Sie sich auf den Sitzbeinhöckern auf, möglichst weit vorne am Stuhlrand, ja, so ist es gut. Legen Sie nur die Hände auf den Tisch, die Ellenbogen hängen, wie mit flüssigem Gold gefüllt. Rechts noch mehr loslassen, noch mehr loslassen. Nun drehen Sie die Schulterpfannen nach vorne oben, ja, prima, wie fühlt sich das an?

BI: Die Schulter schmerzt nicht mehr. Der Brustkorb fühlt sich breiter und offener an, erstaunlich.

BC: Nun noch die Füsse und Knie parallel ausrichten, Füsse bilden ein leichtes V, perfekt.

BI: Aber … halt … das kann doch gar nicht sein … ein bisschen Ellenbogen mit Gold füllen und ein bisschen entspannen und fertig ist die “Heilung”?

BC: Dazu noch die Wirbelsäule aufspannen, Becken und Brustkorb ausrichten, Kopf hoch …

BI: Hypnose. Die hält, solange ich vor Ihnen sitze. Fauler Zauber.

BC: Diese Haltung können Sie jederzeit und überall herstellen.

BI: Und wenn der Schmerz wiederkommt?

BC: Einfach wieder aufspannen, Oberarmkopf aus dem Schulterdach lösen, Schulterpfannen ausrichten, Oberarmmuskeln ausdrehen. Wieder und wieder und wieder.

BI: Keine Hexerei also. Was ist jetzt daran so besonders?

BC: Dass ich Ihnen einfach und verständlich sagen kann, was Sie machen müssen, um den Arm so zu bewegen, dass er gerne und schmerzfrei mitmacht.

BI: Was ist der Unterschied zur Physiotherapie?

BC: Kommt auf den Physiotherapeuten an. Meine Methode wird von vielen Physiotherapeuten erlernt und weitergegeben. Frage ich, wieso sie sich auf meine “Aussenseitermethode” einlassen, erhalte ich die Antwort: Weil sie wirkt. Viele Physiotherapeuten haben selbst grösste Schulterprobleme, weil sie die Oberarmkugeln in den obersten Rippen verkeilen, weil sie das Brustbein am Körper absenken, weil sie gelernt haben, das Becken sei zu kippen …

BI: … nur Sie haben das wahre Körperwissen gepachtet!

BC: Ich vertrete ein konsequent vertikales Körperweltbild. Die herrschende Schuldmeinung basiert auf horizontalen Körperachsen.

BI: Das müssen Sie mir erklären.

Unterarmdistanz zum Pult sitzen: Knie über den Fersen. Füsse im V. Auf den Sitzbeinhöckern ausgerichtet.

Wirbelsäule aufgerichtet. Kopf hoch.

Die Fingerspitzen an den Rand der Tischplatte legen. Handgelenke entspannen, wie es Tamara auf dem Foto vorzeigt. Die Ellbogen schwer hängen lassen. Oberarmknochen aus dem Schulterdach entlassen.

E i n f a c h    l o s l a s s e n.

Die Oberarmmuskeln zu den Achselhöhlen hin entspannen und aus dem Mittelpunkt der Achselhöhle wie mit einem Inbusschlüssel ausdrehen. Gleichzeitig, abwechselnd, anfangs langsam, schneller werden.

BC: Mit dem grössten Vergnügen. Schmerzen meine Füsse, gehe ich zum Orthopäden, er schaut die Füsse an. Schmerzen die Hüftgelenke, so beschäftigt er sich mit den Hüftgelenken. Rückenschmerzen? Spurensuche am Rücken. Meine Methode konzentriert sich auf die Vertikale, schaut immer das Ganze an: Was passiert mit dem Fuss – dem Knie, dem Hüftgelenk, dem Rücken –, wenn ich mich aufspanne, wenn ich Knochen und Gelenke so ordne und ausrichte, dass keiner den anderen berührt, behindert, beschädigt? Gelingt diese Aufspannung, so verschwinden Defizite, Schmerzen an Knorpel, Knochen, Muskeln, Sehnen, Bändern, Faszien, Ligamenten fast augenblicklich.

BI: Bleiben die Schmerzen auch weg?

BC: So lange diese neue, gute, dem eigentlichen Bauplan des Körpers entsprechende Ordnung, sprich Haltung, beibehalten wird: ja.

BI: Verliere ich diese Haltung wieder, ist alles beim Alten?

BC: Solange das Achsenskelett nicht nachhaltig geschädigt oder beschädigt ist, können Sie die Guthaltung jederzeit und überall wieder herstellen. Die Schmerzen “verschwinden” wieder. Sie müssen die Schmerzen nur verstehen, als freundschaftliches Alarmsystem, dann sind sie eine fabelhafte Sache.

BI: Wenn es so einfach ist, weshalb haben 65 % der über 50-jährigen Menschen mehr oder weniger chronische Rückenschmerzen? Tendenz steigend mit zunehmendem Alter? Um nur ein Beispiel anzuführen. Männer haben massenhaft Kniebeschwerden, Fussdeformationen; Frauen leiden unter Schulterbeschwerden und Kopfschmerzen.

BC: Das kommt davon, dass wir in unserem Kulturkreis überzeugt sind, die Schwerkraft drücke uns nieder, mache uns klein, lasse uns im Alter schrumpfen. Weil alle daran glauben, tun wir es auch. Und schwupps, übernimmt die böse, böse Schwerkraft die Rolle und macht uns klein. Also haben wir den Beweis: Das Alter macht uns klein und krank.

BI: Lückenlose Beweiskette. Was ist daran falsch? Ich bin schon 2 Zentimeter eingegangen, Sie bestimmt auch.

BC: Nein, ich bin seit meinem 45. Lebensjahr über 4 Zentimeter gewachsen.

BI: Das kann nicht sein!

BC: Doch, das ist so. Alle wachsen, wenn sie sich wieder vollkommen aufrichten. Ich litt unter einer Skoliose, deshalb konnte ich so viel an Länge zulegen. Zurück zur Schwerkraft: Sie trägt uns. Sie ist unser Nährmedium. Unsere Knochen und Muskeln verdanken wir der Schwerkraft. Dem Widerstand, den sie uns bietet. Der macht uns stark. Der ermöglicht uns den aufrechten Gang. Jedes Kind wächst in die Schwerkraft, richtet sich in die Schwerkraft auf. Und kaum ist es ausgewachsen, zur vollen Grösse entfaltet, soll sich das gleiche Prinzip umdrehen, gegen uns kehren? Aufwachsen in die Schwerkraft, mit spätestens 25 ist Schluss, ab da ist sie unsere Feindin und drückt uns nieder? Wie unlogisch! Wie unsinnig!

BI: Das klingt irgendwie schlüssig … da könnte etwas daran sein …

BC: Die Schwerkraft lebt im Kopf. Ohne Fleiss kein Preis. Erfolg dem Tüchtigen. Wer sich anstrengt, wird belohnt. Das sind die Werte, an die unsere Kultur glaubt. Wir sprechen in unserer Arbeit von Leichtkraft, Fliehkraft, und schon fühlen sich die Menschen leichter. Und erschrecken meistens. So stark wie die Sehnsucht nach Leichtigkeit, so stark ist auch die Angst vor ihr.

BI: Ihre Beschreibungen für Übungen klingen teilweise schon exotisch. Im Schulsport hiess es “Gesäss anspannen und Rücken in den Boden drücken”. Ganz einfach …

BC (unterbricht): Deshalb haben die meisten Menschen mit 35 schon mehr oder weniger häufig Rückenschmerzen …

BI (unterbricht auch): Bei Ihnen muss ich erst Sitzbeinhöcker orten, Füsse ausrichten, das Becken ausrichten, das Kreuzbein zum Flattern bringen. Die Zunge macht Männchen, hinter dem Bauchnabel wohnt ein Schmetterling. Füsse werden diagonal und dreidimensional beatmet, das Zwerchfell wird zum Fallschirm, im Brustkorb tummeln sich Sonnenblumen. Wer hält das aus?

BC (lacht): Hausaufgaben gemacht, Respekt. Zur bildreichen Sprache habe ich zwei Anmerkungen zu machen. Erstens denken wir Menschen am besten und liebsten in Bildern. Weil Bilder Emotionen auslösen. Und diese Emotionen gehen tiefer als einfach nur mechanische Anleitungen wie “Schulter entspannen”, “Bauchdecke loslassen”. Über die Emotionen kann die Haltung erinnerbar werden, ich erinnere mich, wie die Sonnenblumen hinter meinen Rippen aufgingen und ihre Köpfe Richtung Sonne reckten, und schon richte ich mich auf, gehe in diese positiv erinnerte Haltung. Das ist übrigens das Thema des Buches EMBODIMENT, das ich mit namhaften deutschen Wissenschaftlern gemeinsam schreiben durfte.

Zweitens bin ich der Ansicht, dass just diese Umsetzung spröder Anatomie in lebhafte Bildersprache mein Kunststück ist. Hin und wieder berichten mir Yoga-Instruktor:innen, Tai Chi-Fachleute und Qi Gong-Lehrer:innen, sie hätten ihren Meistern von meiner Arbeit erzählt, und die Meister fragten dann nach, woher ich dieses denn wisse, es handle sich da um Geheimwissen, um mündlich Überliefertes. Das leuchtet mir ein. Ich finde in Buddha-Statuen die vollkommene Aufspannung. Shaolin-Mönche verkörpern die entspannte Aufspannung, die ich meine. In China betrachtete ich Menschen beim Qi Gong-Training und war zu Tränen gerührt.

Eine CANTIENICA®-Kollegin machte mich darauf aufmerksam, dass die ganz grossen und frühen Meister dieser Körperkünste Analphabeten waren, ihre Arbeit also nur mündlich überliefern konnten …

BI (unterbricht): … interessant …

BC (unterbricht): Das hatte für den Meister auch einen Riesenvorteil. Die Schüler dienten damals ihren Meistern, kochten für sie, putzten, organisierten ihnen den Alltag. Das fände ich reizvoll, und ich überlege mir ernsthaft, mich zur Analphabetin zu entwickeln. Von mir fordern alle Schüler; noch mehr Bücher, noch dickere Handbücher, noch mehr Beschreibungen. Ich bin sozusagen zur Sklavin meines Talents geworden.

BI (lacht): Das kann ich verstehen, der Alltag ist zuweilen sehr profan. Was ist schön an Ihrer Arbeit?

BC: Neues denken. Altes neu denken. Jenseits von allen Annahmen an die Sache herangehen. Standpunkte aufgeben. Offen werden, offen sein für die Intuition, für spontane Einfälle. Ich arbeite gern mit Menschen. Es ist schön, spielerisch und leicht ein Weltbild mit Schmerzen auseinander zu nehmen und neu zusammen zu setzen in ein Weltbild ohne Schmerzen. Ich bilde gerne Schülerinnen aus oder weiter. Allerdings werde ich mit den Jahren immer ungeduldiger.

BI: Ach, die Ungeduld. Diese gesellschaftlich sanktionierte Pseudoschwäche!

BC: Wie meinen?

BI: In jedem Fragebogen für Persönlichkeiten kommt unter “eigene Schwächen” die Ungeduld.

BC: Bei mir nicht, bei mir steht sie unter “meine Stärken”. Ohne meine innig gelebte Ungeduld hätte ich nicht geschafft, was ich geschaffen und geschafft habe. Und ich liebe es, wenn sich Menschen mit Ungeduld an den Umbau ihres Körpers machen. Die Geduldigen sind schnell mal mit einem kleinen Erfölglein zufrieden, “jetzt fühle ich mich doch schon viel leichter”. Die Ungeduldigen wollen alles und am liebsten sofort. Das spornt an.

Ungeduld gepaart mit Disziplin ist unschlagbar. Ich bin jetzt 75, bin so fit wie nie zuvor in meinem Leben, und ich arbeite immer noch mit grosser Freude Vollzeit.

BI: Wie lange dauert es denn, bis ich erste Resultate sehe, spüre?

BC: Wenn ich mit Ihnen arbeite, spüren Sie sofort Muskeln, von denen Sie gar nicht wussten, dass sie da sind. Innerhalb von zwei Stunden kann ich Sie als Sherpa auf einer Reise begleiten, die spürbar, sichtbar Unterschiede schafft: Sie wachsen, die Schmerzen verschwinden, die Figur verändert sich. Was mich fasziniert, ist die Tatsache, dass diese Reise so lange dauert, wie ich will. Ich arbeite nun seit 30 Jahren intensiv mit meinem Körper. Und es ist, als hätte ich den Dreh mit dem Rad der Zeit raus: Mein Körper wird immer beweglicher, immer leichter, immer schöner geformt. Leider machen Haut und Gewebe die Verjüngung der Knochen und Muskeln nur bedingt mit, und so erschrecke ich manchmal vor dem Spiegelbild, was, das soll ich sein! Ich fühle mich doch 30 Jahre jünger, als ich aussehe. Der Schreck ist schnell vorbei, denn ich fühle mich besser, jünger, kräftiger als mit 25.

BI: Was raten Sie mir denn nun zum Einsteigen in Ihre Methode?

BC: Ich habe gerade alle Bücher der Serie TIGERFEELING aktualisiert. Ein Buch ist ein guter Einstieg, es enthält die CANTIENICA® Vivatomie in Wort und Bild. Es sind in den 30 Jahren in der engen Zusammenarbeit mit meiner Schwester Sandra hunderte von Illustrationen entstanden, die Ihnen eine Vorstellung des perfekten Körpers vermitteln.

Wollen Sie den Umbau, besser gesagt: den Rückbau Ihres Körpers möglichst schnell und sicher, so suchen Sie sich eine CANTIENICA®-Fachfrau oder einen -Fachmann und lassen sich anleiten. Denn auch die Art, wie meine Methode angeleitet wird, ist aussergewöhnlich.

> Bücher 

BI: Sie sagen mir, ob ich es richtig mache oder falsch, korrigieren mich …

BC: Eben nicht. Jeder von uns ist einmalig von Natur aus. Die individuelle Geschichte macht uns noch einmaliger. Wir respektieren diese Einmaligkeit, wir machen Angebote, die Sie annehmen können oder verwerfen, und nur wenn es für Sie stimmt, wenn es sich gut anfühlt, wenn es sich leicht herstellen lässt, dann stimmt es für Sie. Denn Sie sind die einzige Autorität für sich selbst.

BI: Klingt ja gut und recht, aber andererseits behaupten Sie, Ihre logische Vivatomie sei unteilbar, ihr hätten sich alle Körper zu unterwerfen.

BC: Der Körper folgt immer der Vorstellung. Optimieren Sie diese Vorstellung, so finden Sie Ihre persönliche, höchst individuelle, perfekte Körperhaltung. Diese perfekte Körperhaltung ist als Wohlgefühl spürbar, erkennbar. Sie identifizieren durch Ihr Wohlbefinden, was gut und richtig für Sie ist.

BI: Ihre Bücher lassen mich erahnen, was Sie meinen. Die sind motivierend und mitreissend geschrieben, und das macht wahrscheinlich ihren Erfolg aus.

BC: Und die Übungen wirken. Falls Sie lieber schauen als lesen, so gibt es eine Serie von tollen Online-Kursen und eine Plattform mit Videos on demand. Immer alles auch als Audio-Dateien verfügbar. Es gibt Workshops zu spezifischen Themen, live, hybrid, Livestream. Fast alle 450 CANTIENICA®-Lizenzpartner:innen bieten ihre Programme seit 2020 auch online an. Die Links zu den Angeboten finden Sie am Ende dieses Interviews.

BI: Sie werden zuweilen auch angefeindet.

BC: Kopiert werde ich häufiger. Mein Bestseller TIGER FEELING hat ungefähr 65 Nachahmer inspiriert. Das geht so weit, dass mein Verlag Südwest auf die überarbeitete Serie den Stempel «CANTIENICA® – Das Original» setzte, sehr zu meiner Freude.

BI: Das mit den Kopien stimmt wahrscheinlich: Jeder Ratgeber-Verlag hat ein paar Beckenbodenbücher im Sortiment. Anfeindungen – wie gehen Sie damit um?

BC: So viele Anfeindungen sind das gar nicht mehr. Im Gegenteil. Immer mehr Ärzt:innen und Institutionen empfehlen CANTIENICA® Körper in Evolution. Immer mehr Therapeut:innen integrieren die moderne Vivatomie in ihre Arbeit. Es sind auch interessante Studien in Arbeit. Nur die Krankenkassen kneifen noch, obwohl diese Form der umfassenden Prävention schon Millionen gespart hat und Milliarden sparen könnte – für Operationen, Therapien, Gehhilfen.

Ganz am Anfang wurde ich einmal in Berlin an einem Kongress von Physiotherapeutinnen – es waren nur Frauen – ausgebuht. Es war ein organisiertes Buhkonzert, noch bevor ich meinen Vortrag begonnen hatte. Sie riefen, das sei alles nicht neu, was ich erzähle, das wüssten sie alles schon, ausserdem seien meine Theorien abstrus und gefährlich, es sei mir das Handwerk zu legen. Ich schaute die Frauen an, sie hatten allesamt ganz schreckliche Körperhaltungen, gedrungen und kurz, mit verschobenen Becken und dicken Hälsen, mit verkrampften Schultern und verdrehten Füssen. Nein, diese Frauen hatten nicht das gleiche Körperbild wie ich. Ich hielt einen Vortrag, befeuert durch die Extradosis Adrenalin. Der Applaus war gross, die Buhgruppe verliess demonstrativ den Saal. Ich ging erhobenen Hauptes von der Bühne, zwang mich fortan zu mehr Diplomatie und legte mir eine dicke Haut zu, denn wer austeilt, muss auch einstecken können. Mittlerweile ist die CANTIENICA®-Methode im deutschsprachigen Raum so gut etabliert, dass auf jeden Kritiker hundert Fans kommen. Damit kann ich gut leben.

BI: Leben Sie Ihren Lebenstraum?

BC: In meiner Kindheit fragte mich niemand nach meinen Träumen. Ich weiss nicht, was ich mir erträumte. In diese Arbeit schlitterte ich irgendwie hinein, durch meine eigene Geschichte. Ich habe die zuweilen unangenehme Eigenschaft, zum Erfolg bringen zu wollen, was sich anpacke. Dieser Erfolg verlangte mir sehr, sehr viel ab. Ich habe mein ganzes Vermögen in die Firma gesteckt, ich habe mehr gearbeitet, als der Gesundheit zuträglich war, ich habe mein Privatleben untergeordnet. Träume, so ich sie denn hätte, sähen anders aus.

BI: Wie denn?

BC: Wenig arbeiten, viel verdienen. Forschen. Durch die Welt reisen. In Hawaii in einem Strandhaus drei Stunden täglich schreiben. Den Rest des Tages schwimmen, surfen, schnorcheln, segeln.

BI: Was nicht ist, kann ja noch werden.

BC: Ihr Wort in Gottes Ohren. Ich danke Ihnen für das Gespräch …

BI (unterbricht): … das ist doch eigentlich mein Satz!

BC: … ich habe Sie zu diesem Interview gezwungen.

BI: Es war mir ein Vergnügen.

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