Liebesbrief vom Zwerchfell

Mein lieber Mensch

Ich möchte dir diesen Brief schon lange schreiben – nun mach ich es.

Ich bin so glücklich, dass du zur gesunden Atmung gefunden hast! Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie es früher war: Versuch und Irrtum, mit sehr, sehr viel Irrtum.

Du hast jeden Unfug geglaubt und befolgt. In einer Zeitschrift gelesen, von einem Therapeuten angeleitet, wahrgenommen durch Hörensagen – du warst ein Schwamm. Immer auf der Suche. Zu lange auf der Suche im Außen.

Du hast den Atem tief in deinen Bauch eingesaugt. Oft haben sich dabei die Schultern nach vorne oben gezogen. Dein Rücken begann zu schmerzen. Das Asthma wurde schlimmer und schlimmer, trat immer häufiger ohne Anlass auf. In jedem Winter überfiel dich der Husten. Dir wurde schwindlig vor lauter Husten und Keuchen.

Eine Treppe geschwind hochgehen? Nicht möglich. Seitenstechen und Brustwandschmerz.

Deine Reaktion darauf? „Ich muss noch tiefer atmen.“ Ich versuchte dich anzustupsen, wach zu rufen, „hey, du atmest dich krank, hör auf mich, ich zeige dir wie es geht. Du findest die Wahrheit nur durch mich.“ Manchmal, ganz selten, ich glaube, immer nur im Frühling, kamst du meiner Wahrheit sehr nahe: Wenn du deine Nase in einen Fliederstrauch stecktest und den Fliederduft zart einsaugtest. 

In die Magnolienblüten hast du deine Nase auch geschmiegt. Im Sommer zogen dich die Rosenblüten an. Manchmal, nach einem Sommerregen, hast du im Wald die Baumrinden beschnüffelt und eingesogen. In solchen Momenten schlug ich vor Glück mein Herz einen Takt höher, immer hoffend: Nun spürt sie es! Jetzt schnallt sie es! Ich will nicht versenkt werden, ich will dich nicht nach unten drücken, ich will dich nicht klein machen! 

Ich will nicht beteiligt sein an diesem Irrglauben, an diesem Zwang von Kopf über Körper.

Du hast gesucht und geübt, noch eine Atemtechnik, noch ein Stimmtraining, noch ein Sprechkurs – und alles wurde immer schlimmer. Du wurdest kleiner, deine Skoliose entfaltete ihr ganzes Schmerzpotential …

Zwischenruf: Du warst schon sehr jung eine alte Frau. Wie schön, dass es heute umgekehrt ist: Du bist im Alter jung! Und daran habe ich einen großen Anteil.

Das Atemelend nahm seinen Lauf – bis du eines Tages auf die Idee kamst, auf mich zu hören. Ich vergesse nie den Moment, in dem ich dich hören sagte: „Das wird nichts. Ich gebe auf. Liebes Zwerchfell, zeige mir, wie ich atmen soll. Zeige mir, was du willst, wie du funktionierst!“ Ich meine mich zu erinnern, dass da noch ein „verdammt nochmal“ dranhing und suhlte mich im Triumph. Doch nur ganz kurz, einen halben Atemzug lang. Deine Verzweiflung war groß, ich musste dich erlösen.

Das ist es, was ich dir sagte: „Mache dich lang, lebe deine volle Größe aus den Knochen. Sei die, die in deinem Bauplan angelegt ist. 

Jetzt atme durch die Nase ein, bleibe lang, werde noch länger. Das ist alles, was du tun musst, damit ich mich nach oben ausdehnen kann. Ich dehne mich auf, ziehe deine Bauch- und dein Rückenmuskeln mit meinen Stammmuskeln nach oben. Ich dehne mich zu den Seiten aus, wunderbar unterstützt von den Rippen, die sich seitlich in ihre volle Weite dehnen, ausgestattet mit den Knorpelanteilen und den sechs Gelenken pro Rippenpaar.

Halte den Atem, solange du kannst, richte die Zunge im Mund auf als wunderbare zusätzliche Stütze. Lasse den Atem durch den Mund zurück in die Welt fließen, langsam, bewusst. Bleibe lang und weit und offen. Genieße die Leere, die entsteht, wenn du vollkommen ausgeatmet hast. Spüre, wie ich mich dabei entspanne. Atme wieder langsam ein, Fliederduftatmung.“

Du hast auf mich gehört. Du hast dir Zeit genommen, ich erinnere mich, dass dir schwindlig wurde und du dich auf den Boden gelegt hast, um den Neuatem weiter zu erleben. 

Ich mag diese Eigenschaft an dir, diese Ungeduld, die Veränderung sofort speichern und im Gedächtnis einbauen will. Das ist eine gute Ungeduld. Du hast den neuen Atem zelebriert, täglich geübt, und wenn du in einer herausfordernden Situation spürtest, wie die alte Kurzatmigkeit übernehmen wollte, hast du innegehalten, dich aufgespannt, mich aufgespannt, und wir haben miteinander wieder in die Ruhe gefunden. Du nennst diese Ruhe „ozeanische Ruhe“, das gefällt mir sehr.

Du hast mich seit jenem Tag nie mehr in einen Asthma-Anfall gezwungen. Du hast erforscht, was die Rippen beim guten Atmen machen, welche Muskeln beteiligt sind. Du hast erforscht, wie wichtig die Haltung des Körpers und die Haltung des Kopfes sind, damit ich mich mühelos und grenzenlos ausdehnen kann.

Du hast verstanden, dass ich weit mehr kann als nur mit dir atmen. Wir haben zusammen den Brustkorb neu geformt, die Wirbelsäule begradigt, die Skoliose umgebaut. Wir haben dein Herz befreit. Es schlägt gleichmäßig und ruhig im großen Brustkorb. Es wiegt sich in unserem Rhythmus.

Du hast Übungen kreiert, mit denen alle Menschen das menschenwürdige Atmen lernen können, damit alle Zwerchfelle der Welt mit ihrem Menschen Glück atmen können.

Ich freue mich sehr über deinen Eifer, die Weisheit, die ich dich lehrte, weiterzugeben. Ich bin glücklich, dein Zwerchfell zu sein.

In Liebe, dein Zwerchfell

 

 

Ein kurzes Atemtraining, das sofort lang und leicht macht

An eine Wand stehen. Das Gesäß ist entspannt, die Fersen sind im entsprechenden Abstand zur Wand.

Die Hände liegen auf den Leisten. Die Schulterblätter und das Gesäß an die Wand bringen. 

Wolken unter den Füßen vorstellen. Die Unterschenkel von den Sprunggelenken wegdenken, nach oben. Die Oberschenkel von den Unterschenkeln wegdenken, Das Becken hoch denken. Den Brustkorb weg vom Becken dehnen, nach oben.

Laut „nnnn“ summen. Das „Nnnnnn“ in den Schädel einladen, den Schädel füllen mit dem „Nnnnn“, solange der Atem reicht. Mit einem sanften „Gggg“ den Kehlkopf entspannen. 

Jetzt steht die Zunge aufrecht im Mund. Wenn es beim ersten Versuch nicht klappt, einfach wiederholen. „Ng ng ng“, sanft und weich, mehr gesummt als gesprochen.

Durch die Nase einatmen, gleichzeitig die Ellbogen seitlich auseinander dehnen und die Achselhöhlen sanft nach vorne oben drehen, bis die Oberarme an der Wand anliegen. Die Hände bleiben auf den Leisten. Das Zwerchfell macht die Arbeit. Zart durch den Mund ausatmen. Wiederholen, bis sich die Dehnung in Brustkorb und Armen mühelos anfühlt. 

Die rechte Hand auf den rechten Brustkorb legen, die linke Hand auf das linke Becken. 

Einatmen durch die Nase, langsam und intensiv, die Ellbogen zu den Seiten dehnen, die Oberarme an der Wand, bis deutlich spürbar ist, wie sich das Zwerchfell im rechten Brustkorb ausdehnt. 

Gründlich ausatmen und die Haltung dabei bewahren. Spüren, wie sich der Körper beim Ausatmen noch mehr vom Boden weg dehnt, wie er noch länger wird.

Die linke Hand auf den linken Brustkorb, die rechte Hand auf das rechte Becken, einatmen, die Ellbogen mit den Körperdiagonalen zu den Seiten dehnen. Ausatmen und beim Ausatmen noch länger werden.

Jede Diagonale dreimal wiederholen.

Die Arme in die Länge entspannen. Oberarme bleiben an der Wand, die Achselhöhlen halten ihre Dehnung nach vorne oben. In diese Aufspannung die Hände entspannen, die Unterarme entspannen, die Oberarme aus dem Schulterdach lösen.

Einatmen und in der Vorstellung die Armmuskeln an den langen Knochen hochatmen zur Achselhöhle. Ausatmen und die Achselhöhlen nach vorne oben öffnen. Dreimal wiederholen.

Die Hände scharf anwinkeln, wie Kinder, wenn sie Pinguin spielen. Dieser Pinguin richtet die Finger allerdings so aus, dass sie zueinander schauen.

Die Handwurzeln Richtung Boden dehnen und gleichzeitig durch die Nase einatmen, solange es geht. Spüren, wie sich in dieser „Doppeldehnung“ alle Rumpfmuskeln lang machen und zu einer Stütze vermählen, die dem Zwerchfell die größtmögliche seitliche Ausdehnung ermöglicht.

Mindestens dreimal wiederholen. Besser fünfmal, zehnmal, 18-mal …

Mit ein bisschen Übung lassen sich diese wunderbaren Zwerchfellatmungen im Sitzen, Stehen, Gehen, Liegen machen. „Ng ng ng“ im Alltag wiederholen, bis die Zunge nicht mehr anders kann als aufrecht im Mund stehen. Sie unterstützt so aufgerichtet die Luftröhre … und den Kehlkopf und die Stimmbänder und die Nackenmuskulatur. Und schützt vor Doppelkinn.

 

Das Zusammenspiel von Beckenboden, Wirbelsäule und Zwerchfell

 

Lerne die Geheimnisse eines harmonischen Körpergefühls kennen und verstehe, wie alles mit allem vernetzt ist.

Die moderne Körperarbeit und das Bewusstsein für unsere inneren Strukturen sind mehr als nur ein Trend – sie sind die Grundlage für ein gesundes und vitales Leben. In diesen Workshops wird deutlich, warum gerade die Verbindung von Beckenboden, Wirbelsäule und Zwerchfell so wichtig ist und wie diese Elemente unser gesamtes Wohlbefinden beeinflussen.

Die Workshops bieten dir:

  • Tiefgreifende Theorie: Ein fundiertes Verständnis darüber, warum diese drei Elemente – Beckenboden, Wirbelsäule und Zwerchfell – das Fundament eines stabilen und gesunden Körpers bilden.
  • Praktisches Training: Erlebe selbst, wie CANTIENICA®-Übungen und Techniken dir helfen können, dieses Wissen in die Praxis umzusetzen und deinem Körper ein neues Gefühl von Kraft und Harmonie zu verleihen.
  • 30 Tage Zugang zum Klassenzimmer: Du kannst 30 Tage lang mit dem Video trainieren. Die Audio-Aufnahme ist zum Herunterladen, nach 30 Tagen brauchst du kein Bild mehr, nach Gehör zu trainieren erlaubt ein tieferes Eintauchen in die Zwiesprache mit deinem Körper.
 

Nutze die Gelegenheit, von der Gründerin Benita Cantieni zu lernen und dein Körperbewusstsein auf ein neues Level zu heben.

Workshop 1: Zwerchfell und Wirbelsäule

LEICHTIGKEIT ATMEN

 

Rückgrat. Aufrechte Haltung. Kraftvolles Zwerchfell.

Freiheit für die Organe. Herzmassage in der Tiefe.

Und viel Schnauf fürs Leben. Atmen ohne Druck.

 

Dieser Workshop zeigt dir, wie du deine volle Grösse

aus der Wirbelsäule holen und wie du den

Reichtum des Atems für die Gesundheit nutzen kannst.

Für Körper und Seele.

 

Workshop 2: Beckenboden und Wirbelsäule

DIE FUNDAMENTALE KRAFT IN DIR

 

Solider Halt im Becken. Bewegungsfreiheit in den Gelenken.

Geschmeidiger Gang. Selbstvertrauen. Selbstbewusstsein.

Halt für die Unterleibsorgane. Intensivere Orgasmen. Entspannung

in der Aufspannung.

 

In diesem Workshop lernst du deinen Levator ani kennen, den

einen und wahrhaften Beckenboden. Er hält die Organe hoch,

die Hüftgelenke gesund. Er schützt die Organe im Unterleib, stimuliert die Nerven und kann deine sexuellen Erlebnisse intensiver machen.

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