Standpauke an Beckenboden und Zwerchfell

Moment mal, Freunde! Moment ...

Von Benita Cantieni

Hallo! Hallo ihr zwei! Ich mache hier den Postboten, schicke eure Liebesbriefe rauf und runter und hin und her, und ihr tut, als sei das selbstverständlich. Mir scheint, ihr wisst nicht, mit wem ihr es zu tun habt: Ich bin die Wirbelsäule, die euch erst möglich macht. 

Wäre ich noch rund und bucklig und verdreht, so hättet ihr nur sehr reduzierte Möglichkeiten, euch zu entfalten und auszudehnen und euch so wichtig zu machen, wie ihr tatsächlich auch seid. 

Mit mir erst seid ihr stark.

An dieser Stelle gilt es auch, unseren Menschen zu verteidigen, er ist ein kluges Wesen, er schaut genau hin und folgert meistens richtig. Und wenn er nicht weiterweiss, konsultiert er uns.

Mensch hatte dich entdeckt, Beckenboden, und wusste gleich: Auf dieser Basis kann ich bauen. Er baute mich auf. Ich. Bin. Die. Säule. Ihr wisst, offiziell bin ich immer noch eine Hängesäule ohne eigenen Willen. Unsermensch verstand: Eine Säule baut sich auf, Wirbel über Wirbel. Er fand alle Verstrebungen und Stützen, er richtete sich wahrhaft auf und merkte: Da fehlt etwas. «Ich bin jetzt ein Hochhaus», sagte der Mensch. «Ich habe ein Fundament, doch da braucht es Zwischenstockwerke, damit das Haus nicht in sich zusammenfällt.»

Erst durch meine Aufrichtung, durch diese ultimative Erektion, kann der ganze Torso zu seiner vollen Grösse wachsen, erst durch mich kann sich das Zwerchfell voll entfalten. Erst durch mich wird euer Atmen und Pulsieren zum Lebenswunder!

Erst durch mich wirst du, Beckenboden, zu einer stabilen, tragfähigen Schale. Nur an mir kannst du dich so ausrichten, dass alle Organe an ihrem Platz sind und nicht durch Druck von oben durch die bestehenden Öffnungen gepresst werden oder sich gar Öffnungen durch die Faszien und das Bindegewebe bohren müssen.

Ihr macht eure Arbeit grossartig, ihr seid ein einmaliges Team, ganz zweifellos. Ihr ermöglicht auch mir die stabile Gesundheit. Mir und – unser aller Matrix, dem Rückenmark. 

Freunde, ich weiss, es klingt eitel, doch bin ich die Schutzhülle für unsere Blutfabrik, unsere Hormonproduktion, unsere Nervenzentrale. Ich sichere die Schmiere für die Gelenke und die Energie für die Gedanken. Ich halte die Faszien in Schuss. Ohne mich wärt ihr nicht. Nicht und nichts wärt ihr!

Ich habe auch die Hoheit über die Bewegung des Menschen. Arme und Beine gehorchen mir. Ich orchestriere den aufrechten Gang, die Bewegungsachsen sind mir unterstellt. Bin ich aufrecht, so bin ich pure Bewegung.

Bin ich beweglich, ist es der Mensch auch. Verliere ich meine Kraft und meine Mitte, so ist es um den Menschen geschehen, er wird krumm und unsicher und schwach.

Es wird auch oft vergessen, dass ich auch für die Gesundheit und die Schönheit der Bauchseite zuständig bin. Der Bauch hat keine Wirbelsäule, damit er mit den Verdauungsorganen gut arbeiten kann. Frauen brauchen für Schwangerschaften zusätzliche Flexibilität am Bauch. 

Deshalb achte ich doppelt darauf, wie die Rippen zu mir stehen, wie die Schulterblätter sitzen und was die Arme machen

Ihr müsst mir jetzt keine Liebesbriefe zurück schreiben, ich wollte es nur mal gesagt haben, damit ihr nicht überheblich werdet. Miteinander sind wir lebensstark. Wir halten uns gegenseitig. Schwächelt einer von uns, so verlieren die beiden anderen ihre Kraft auch.

 Auf die Teamarbeit. Und auf unseren grossartigen Menschen, er kann mit uns und wir können mit ihm gut leben und gut alt werden.  

Herzlich aufgespannt, 
euere Wirbelsäule

 

PS: Du lieber lesender Mensch, du hast bei den kleinen Trainings für Zwerchfell und Beckenboden schon gespürt, wie zentral ich bin. Ich zeig dir jetzt noch ein paar Tricks. Auf lebenslange Freundschaft!

 

 

 

 

 

Ein kleines Training für die Wirbelsäule

An den Rand eines Sofas oder Bettes stehen. Die Fersen stehen im Idealfall fast unter dem Sofa oder Bett. Die Unterschenkel anlehnen, in richtig soliden Kontakt mit dem Rand von Sofa oder Bett bringen. So kommt der ganze Körper dahin, wo er hingehört: Über die Fersen.

Eigentlich ist das schon eine Übung. Denn nur über den Fersen kann sich der Körper so auf- und ausrichten, dass nichts auf Kosten von etwas anderem geht. Die Muskeln der Beine sind vorne, hinten, seitlich gleich lang. Der Bauch ist so lang wie der untere Rücken. Der Brustkorb steht aufrecht, die Rippen schweben horizontal. Die Schulterblätter, Schlüsselbeine und das Brustbein arbeiten perfekt zusammen. Der Kopf fällt nicht nach vorne und nicht nach hinten, sondern schwebt aufrecht und zentriert auf seinem Atlas.

Unterschenkel vom Boden weg lang denken. Oberschenkel nach oben lang denken. Das Becken hochtragen. Vorstellen, dass die Sitzbeinhöcker Augen haben, die nach unten schauen. Diese Augen ein bisschen näher zueinander ziehen. 

Den Brustkorb hochtragen, die Rumpfmuskeln wie die Mitte einer Sanduhr sammeln und nach oben dehnen. Den Kopf hochtragen, «ng ng ng» summen.

Arme entspannt hängen lassen. An den langen Armknochen die Muskeln heimholen zur Achselhöhle und ausdrehen. 

Hände anwinkeln, Finger zueinander zeigen lassen. Handwurzeln Richtung Boden schieben, gleichzeitig am Damm einatmen und den Atem durch die Wirbelsäule zum Kronenpunkt lenken. Lang werden beim Einatmen. Beim langsamen, gründlichen ausatmen noch länger werden. Das Schieben der Handwurzeln nach unten gibt Auftrieb.

Fünfmal.

Das Kreuzbein in Gedanken von den Beckenschaufeln lösen und tiefer in den Körper einladen. 

Das Kreuzbein als Chefwirbel mit allen anderen Wirbeln zum Kronenpunkt hin dehnen.

An der Innenseite der Wirbelsäule ein dickes, fettes Band vorstellen, das sich zum Kronenpunkt dehnt.

An der Bauchseite ein dickes, fettes Band vorstellen, das unter der Haut vom Schambein bis zum Grübchen zwischen den Schlüsselbeinen läuft.

Die beiden Kraftbänder wie Magnete in der Mitte des Körpers zusammendenken.

Die Finger unter der Brust verschränken. Den Brustkorb rechts öffnen, das Becken links, Brustkorb links, Becken rechts.

Die Ellbogen seitlich auseinanderziehen. Den linken Ellbogen nach links ziehen. Die Unterschenkel bleiben angelehnt, das Becken bewegt sich nicht.

Nur der Kopf, beziehungsweise der Kopfträger oder Atlas macht eine klitzekleine Gegenbewegung zur Brustwirbelsäule. 

Der rechte Ellbogen übernimmt die Führung und zieht nach rechts, soweit es geht. Der Atlas bewegt sich minimal nach links.

Fünfmal wiederholen.

Fingerstellung wechseln. Fünfmal in doppelter Geschwindigkeit wiederholen – und zulassen, dass sich die Wirbelsäule auseinanderschraubt, himmelwärts, federleicht.

Arme kurz entspannen. Finger neu verschränken, Handinnenseiten Richtung Boden dehnen, Armmuskeln zur Achselhöhle hin entspannen. Achselhöhlen nach vorne oben dehnen. Hände über den Kopf heben, Arme entspannt gestreckt.

Muskeln loslassen, Schulterblätter loslassen, «ng ng ng».

Die Brustwirbelsäule nach links drehen, den Atlas samt Kopf leicht nach rechts, Brustkorb links öffnen, Becken rechts. Brustkorb rechts öffnen, Becken links.

Zurück in die Mitte. Fingerstellung wechseln. Den Brustkorb nach rechts drehen, den Atlas samt Kopf leicht nach rechts. Brustkorb rechts öffnen, Becken links, Brustkorb links, Becken rechts.

Auf beide Seiten je dreimal wiederholen. Mindestens.

Arme entspannen. 

Wer mehr wissen will über diese wunderbare Vernetzung von allen Körperstrukturen: Hier geht es zur Workshop-Serie «Wunderteam Zwerchfell, Beckenboden, Wirbelsäule»:

Workshop 1: Zwerchfell und Wirbelsäule

LEICHTIGKEIT ATMEN

 

Rückgrat. Aufrechte Haltung. Kraftvolles Zwerchfell.

Freiheit für die Organe. Herzmassage in der Tiefe.

Und viel Schnauf fürs Leben. Atmen ohne Druck.

 

Dieser Workshop zeigt dir, wie du deine volle Grösse

aus der Wirbelsäule holen und wie du den

Reichtum des Atems für die Gesundheit nutzen kannst.
Für Körper und Seele.

Workshop 2: Beckenboden und Wirbelsäule

DIE FUNDAMENTALE KRAFT IN DIR

 

Solider Halt im Becken. Bewegungsfreiheit in den Gelenken. Geschmeidiger Gang. Selbstvertrauen. Selbstbewusstsein. Halt für die Unterleibsorgane. Intensivere Orgasmen. Entspannung in der Aufspannung.

In diesem Workshop lernst du deinen Levator ani kennen, den einen und wahrhaften Beckenboden. Er hält die Organe hoch, die Hüftgelenke gesund. Er schützt die Organe im Unterleib, stimuliert die Nerven und kann deine sexuellen Erlebnisse intensiver machen.

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