Die Lähmung in meinem Gesicht

... und meine CANTIENICA®-Reise ins Nervenland

Es ist Sonntag Morgen. Ich steige in den Zug und mache mich auf den Weg ins Zürcher Seefeld ins CANTIENICA®-Studio. Bald schon zieht die wunderschöne Natur draussen an meinen Augen vorbei, alles ist im Fluss. 

Von Luzia Meyer 

Ich lasse den gestrigen Ausbildungstag nochmals revue passieren und sitze tiefenentspannt und voller Vorfreude am Rand des Zugsitzes, meine Füsse fühlen sich ganz leicht an und den Atem lasse ich durch den Körper fliessen. Nachdem ich Becken und Wirbelsäule vom Kreuzbein her aufgerichtet habe, aktiviere ich sanft und doch kraftvoll den Psoas hoch bis zur Zwerchfellschlaufe. Das Zwerchfell spannt sich auf und meine Atmung reagiert augenblicklich mit mehr Tiefe und Weite. 

Durch das Aufspannen und Aufrichten von unten nach oben, von den Fusssohlen bis zum Scheitel, wird im Körper eine Kettenreaktion ausgelöst, der ich nicht ausweichen kann. Mein Körper folgt den Anleitungen …

Der Schädel schwebt über dem Atlas, dem letzten Halswirbel, und ich lasse die oberen Augenlider sanft auf den unteren ruhen.

Nun bin ich mit meiner Wahrnehmung  mitten im Kopf, mitten im Schädel, und stelle mir neben meinen zwei Augen auf der gleichen Höhe weiter hinten im Schädel nochmals zwei Augen vor.

Ich dehne die vier Augen genüsslich und langsam diagonal, weit über die Schädelgrenze hinaus und beobachte die sofortige Reaktion meines Körpers, ich spüre die Vernetzung von Fuss bis Kopf. Eine unglaubliche Präsenz baut sich auf. Vielleicht ein ähnliches Gefühl wie vor einem Wettkampf oder vor einem Bühnenauftritt.

Die Vorstellung kann beginnen! 

Ich verbinde mich immer mehr mit den Augennerven. Mein Körper folgt sofort der Vorstellung, und ich lasse Akrobaten und Seiltänzer auf und um die Augennerven wahrliche Kunststücke vollbringen. Sie springen einen Doppelsalto, balancieren, hüpfen, tanzen und schwingen. Meiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. 

Ein leichtes Lächeln umspielt meine Lippen, welch toller Zirkus in meinem Kopf.

Die Kopfarbeit zeigt Wirkung. Die rechte Gesichtsseite, welche seit der Gesichtslähmung immer eine höhere Spannung hat, beginnt sich zu entspannen, lässt los.

Ich spüre förmlich, wie das rechte untere Augenlid loslässt und der rechte Mundwinkel sich dem linken angleicht. Rechte und linke Gesichtsseite unterstützen sich gegenseitig und werden eins.

Seit der Fazialisparese vor 4.5 Jahren, welche bei mir im 9. Schwangerschaftsmonat diagnostiziert wurde, leide ich an Synkinesien im Gesicht, das sind Muskelbewegungen und Muskelzuckungen, die ich nicht beeinflussen kann. Der Fazialisnerv, er war bei mir komplett in seiner Leitung unterbrochen, hat beim Nachwachsen ein paar Umwege genommen.

So zuckt bei jedem Blinzeln nun der rechte Mundwinkel nach oben. Beim Kauen oder Gähnen und auch beim Lachen sowie bei Müdigkeit und Stress wird das rechte Auge kleiner.

Der Tonus in meiner rechten Gesichtshälfte ist, auch wenn man es von aussen nicht sieht, immer erhöht.

Fast immer.

Jetzt im Moment aber ist genau das Gegenteil der Fall. Genau jetzt fühlt es sich ein bisschen so an, wie es früher einmal war, vor der Parese.

Tosender Applaus in meinem Körper, alle Körperzellen jubeln.

Da schreit alles nach einer Zugabe.

Langsam öffne ich die Augen und fische aufgespannt und aufgerichtet einen Apfel aus dem Rucksack und beisse in das saftige Obst. Es gleicht für mich einem Wunder, als ich bemerke, dass ich das Apfelstück kauen kann, ohne dass das rechte Auge dazu im Kautakt zuckt. Es bleibt offen, ist entspannt und gleich gross wie das linke Auge.

Das macht mich sprachlos, auch jetzt noch, und unglaublich dankbar.

Und noch etwas anderes erwacht in mir, ganz zart spüre ich ein neues Vertrauen in meinen Körper, dass wir dies gemeinsam schon hinkriegen.

Wir haben die Fähigkeiten dazu in uns, wir müssen sie nur aktivieren oder reaktivieren.

Und ausrichten, aufrichten und aufspannen, lebenslang, ohne gehts nicht. Der Schlüssel zum anhaltenden Körperglück.

Danke, Benita Cantieni. Du besitzt die unglaubliche Fähigkeit und das Wissen, dem Körper und all seinen Strukturen bis in die Körperzellen die Erinnerung und das Vertrauen in sich selbst zurückzugeben mit deiner wunderbaren Körperarbeit.

Luzia Meyer, 42, Mutter von 4 Kindern, ist lizenzierte CANTIENICA®-Körper-in-Evolution-Instruktorin und gelernte FA-Intensivpflegerin.

„Wir waren gerade mit den vier Kids ein paar Tage in Paris, es war einfach toll. Während den zahlreichen Fahrten mit Zug und Metro, den Spaziergängen durch die Stadt, Treppen rauf und runter mit zwischendurch einem fast 20 kg schweren Kind auf dem Rücken habe ich ganz bewusst bemerkt, wie leicht, aufgespannt und reaktionsschnell mein Körper ist im Vergleich zu vor einigen Jahren. Wie noch viel schöner das Leben doch mit solch einem Körpergefühl ist. Ein Leben ohne CANTIENICA®-Bewusstsein kann ich mir nicht mehr vorstellen.“

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