Glückliche Füsse

Wie steht es um deine Füße?

Sind deine Füße schön geformt, mit einem perfekten Längsgewölbe und einem ebenso perfekt arbeitenden Quergewölbe ausgestattet? Von Hornhaut keine Spur? Ich gratuliere! Lies trotzdem weiter, erfahre, wie du deine Füße so perfekt erhalten kannst. Sind deine Füße platt? Gesenkt? Gespreizt? Verformte Zehen? Hornhaut überall? Fersensporn? Hohlfuß? Hammerzehen? Dicke Fußgelenke? Unbedingt weiterlesen!

Von Benita Cantieni 

Die meisten Fußdeformationen basieren auf einem kolossalen Missverständnis: dem Irrglauben, der Fuß sei dazu da, uns zu tragen. Basierend auf dieser Annahme stehen und gehen die meisten Menschen in unseren Breitengraden auf den Füßen. Statt mit den Füßen.

Der Fuß ist unsere Verbindung zur Welt und all ihren Oberflächen. Er ist ein Sondiergerät für das Gelände. Eine filigrane Konstruktion aus 26 Knochen, über 30 Gelenkverbindungen. Anatomisch abgesegnet hat der gute Fuß zwei brückenartige Konstruktionen, ein Quergewölbe an den Fußwurzelknochen, die den Fußkörper bilden, und ein Längsgewölbe vom Großzehengrundgelenk zur Fersenmitte. 

Ich finde an jedem Fuß ein drittes Gewölbe am Vorfuß. Dieses Gewölbe ist durch eine faszinierende Muskelbrücke gepolstert. Diese Muskelverschalung am vorderen Fußgewölbe hat einen hübschen lateinischen Namen, Caput transversum, doch wird es selten ernst genommen. Die meisten Schuhe misshandeln diese doppelte Brücke, indem sie den Vorfuß flach zwingen und die Zehen bei jedem Schritt nach oben spreizen.

Am gesunden Kinderfuß sind diese drei Brücken aus Knochen, Sehnen, Bändern, Muskeln intakt und stark und bewegungsbereit. Sie unterstützen selbstverständlich jeden Schritt, jeden Sprung, jeden Hüpfer, und federn und bei der Landung perfekt ab.

Drückt das Eigengewicht nach unten, werden diese Knochenbrücken flachgedrückt, die Sehnen werden starr, die Muskeln verkümmern. 

Nun versucht der Fuß, sich mit Hornhaut zu schützen. Der Fuß wird immer steifer, die Hornhaut immer dicker. Irgendwann kann auch die Hornhaut den Fuß nicht mehr schützen. Die Knochen verformen sich. 

Das Übergangsgelenk zu den Beinen, das Sprunggelenk, wird ebenfalls belastet und verformt und kann mit vielerlei Beschwerden auf diese Überlastung reagieren.

«Ist halt so, kann man nichts machen», so lautet das Folgemissverständnis. Der Fuß wird verstüm …, pardon, operiert. Er wird durch Schuheinlagen entmündigt. Das Elend nimmt seinen Lauf.

Links das Muskelpolster an der Fußsohle. Die querverlaufende Muskelbrücke vor den Zehen ist das Caput transversum, Diese Muskelbrücke schützt vor Deformationen der «Halluxe». Rechts die Kraftschicht eine Schicht tiefer: Muskeln, Bänder, Sehnen, die Ihren Fuß für jedes Lebensabenteuer wappnen.

Unter allen Muskeln besitzt dein Fuß so einen sagenhaften «inneren Schuh». Sehnen, Bänder, Faszien schützen und stützen, bewegen und bestärken die Gelenke in ihren Aufgaben.

Es gibt einen gesunden Weg: den Weg der biomechanischen Natur des Fußes

Fuß und Sprunggelenk sind umhüllt von einer nachgerade wundersamen Ausstattung aus Sehnen, Bändern, Faszien und Muskeln. Richtig verstanden und gut gebraucht ist das ein solider innerer Schuh, der mit dir durchs Leben tanzt. Ungebraucht verkümmert dieser innere Schuh, alles versteift und verkürzt – mitsamt dem Menschen über den steifen Fuß. Mich fasziniert, wie sehr die Versteifung der Wirbelsäule bei alten Menschen mit der Versteifung der Füße einhergeht.

Ich mute dir jetzt eine Übung in mehreren Phasen zu. Diese Übung beinhaltet alles, was ich dir ans Herz und unter die Füße legen möchte:

  • Aufspannung des Körpers, Entlastung der Füße von jedem Gewicht
  • Krafttraining für die Muskeln
  • Aktive Wiederbelebung des fantastischen inneren Schuhs
  • Bewegungsfreude für die Gelenke
Du brauchst eine Gymnastikmatte. Diese legst du vor eine Wand. Auf die Matte stellst du einen Hocker ohne Lehne. Setze dich zur Probe auf den Hocker. Wenn du größer als 1.63 m bist, sitzt du zu tief. Polstere die Hockerfläche, bis deine Hüftpfannen über den Kniekehlen stehen. Du kannst dafür eine zweite Gymnastikmatte falten, einen geeigneten Yogablock oder ein festes Sitzkissen unterlegen.

Und du brauchst zwei Handvoll Glasmurmeln. Die klassischen kleinen.

Füße glücklich machen. Bis zum Scheitel.

 

Diese herausfordernde Übung gelingt nur barfuß. Du kannst vorher ein Fotos machen, von der Fußsohle und vom Fußrücken. Nach der Übung noch einmal fotografieren, Brille aufsetzen und die Unterschiede bestaunen.

Teil 1

Hocker ohne Lehne. Am vorderen Rand und hoch genug sitzen, die Kniekehlen über den Fersen.

Auf den Hocker setzen, möglichst weit vorne am Stuhlrand. So ist nur das Becken auf der Hockerfläche, die Hüftgelenke stehen frei. Die Oberschenkel schweben, und du wirst die Kettenreaktionen, die du gleich mit deinen Fußstrukturen auslöst, wahrnehmen und spüren, an guten Tagen bis zum Kopfgelenk …

Die Beine und die Füße zusammennehmen. Die Kniekehlen direkt über den Achillessehnen ausrichten. Mit beiden Händen die Oberschenkelmuskeln aus den Leisten, in den Leisten ausdrehen.

Das Kreuzbein in den Körper einladen und mit allen anderen Wirbeln zum Kronenpunkt hoch denken, hoch lenken. Das Becken in der Vorstellung vom Hocker weg dehnen, auch Richtung Kronenpunkt.

Nimm wahr, was dabei am Hosenboden passiert: Die Sitzbeinhöcker bewegen sich aufeinander zu. Weil du mit dieser Dehnung vom Hocker weg die Tiefenmuskulatur aktivierst, inklusive Beckenboden!

Diese köstliche Dehnung halten. Sag «ng ng ng» zu dir selbst, lass dieses «Ng ng ng» in deinen Schädel fliessen, hauche es ein, atme es ein. 

Ich empfehle, dieses «Ng ng ng» zu singen, tief in deinem Mund. Es richtet die Zungenwurzel auf und hilft, die Aufspannung zu halten.

Weitersummen. Mit den Zehen kleine Schrittchen seitlich machen, die Fersen folgen in einem winzigen Schritt, die Zehen öffnen sich mit noch einem Minischritt. 

Oberkörper gerade und aufgespannt ein bisschen vordehnen und auf die Füße schauen, die bilden jetzt ein zartes V.

Mit den Handseiten die Leisten nach mehr nach hinten dehnen. Der Körper kommt in Vorlage. 

 

So ungefähr muss es aussehen, wenn du von oben auf deine Füße schaust. Sie bilden ein V, die Fersen sich stehen etwas näher als die Großzehen.

Die schwarzen Punkte bezeichnen die Stellen, mit denen du die Murmeln fassen und mit der Zeit auch anheben kannst. Doch doch, versprochen …

Bette jetzt unter jedem Fuß eine Murmel  unter die Fersenmitte.

Torso wieder aufrichten, Kreuzbein einholen, Wirbel zum Kronenpunkt schicken und «ng ng ng» summen, tief im Schädel.

Handrücken auf die Oberschenkel legen. Die rechte Kniekehle nach vorne dehnen, die linke Hüftpfanne nach hinten oben. Die linke Kniekehle nach vorne dehnen, die rechte Hüftpfanne nach hinten oben. Jede Diagonaldehnung dreimal wiederholen.

Deine Beine sollten sich jetzt schon federleicht anfühlen.

Jetzt stelle dir vor, die beiden Murmeln unter den Fersen einzusaugen. Durch das Fersenbein, durch das Sprunggelenk, durch das Wadenbein – ohne Anstrengung. Saug, saug, saug …

 

Vertraue deiner Wahrnehmung: Das Einsaugen der Murmeln löst eine Kettenreaktion aus, du spürst den Impuls aus den Fersen fast augenblicklich am Hosenboden. Die Sitzbeinhöcker richten das knöcherne Becken neu aus, weil die Bewegung aus den Füßen die innerste Beckenbodenschicht aktiviert.

Tolle Sache? Finde ich auch. Wenn du der Sache mit den zwei Murmeln vertraust, sauge abwechselnd die rechte, die linke, die rechte die Murmel ein. Die Sitzbeinhöcker antworten einseitig. Alle Fuß-, Bein- und Beckengelenke sind beteiligt an diesem Tanz in der Schwerelosigkeit.

Hier sind nochmal die beiden Stellen bezeichnet, unter denen die Murmeln liegen müssen, in der Mitte des Quergewölbes und in der Mitte der Ferse. Beim eigentlichen «Murmelfaßen» verschwinden die Murmeln  im Fleisch.

Jetzt kommen zusätzlich zwei Murmeln unter die Vorfußgewölbe. Beide Murmeln unter den Vorfüßen gleichzeitig einsaugen. 20mal. Abwechselnd links, rechts. 30mal.

Die Murmeln unter der Ferse und unter dem Vorfußgewölbe gleichzeitig einsaugen, an beiden Füßen. Abwechselnd am rechten Fuß, am linken Fuß.

Entspannen. Die Arme vor dem Oberkörper verschränken. Die Leisten zur Wand dehnen. Die Hüftpfannen nach hinten oben dehnen und zusammenziehen. 20mal. Beim 21. Mal mit dieser Hosenbodenkraft so aufstehen, dass die Knie bleiben, wo sie sind: über den Fersen.

Gelingt dir das, wirst du die Murmeln im Stand kaum spüren.

 

Teil 2

Wieder hinsetzen. Auf- und Ausrichten wie beschrieben. Die Handseiten in den Leisten lassen, um das Becken zu stabilisieren. Die Murmeln unter den Vorfußgewölben fassen, als wäre der Fuß eine Hand. Abwechselnd rechts, links.

Nach 20 Versuchen hebst du den arbeitenden Fuß ganz leicht an. Hält die Murmel? Absetzen, das Vergnügen dem anderen Fuß zutrauen.

Früher oder später kannst du aufstehen und mit den Murmeln unter deinen Vorfüßen ein paar Schritte gehen.

Ab jetzt und für immer: So gehen, als hieltest du die Murmel unter den Fußsohlen, also vom Boden weg vom Boden weg vom Boden weg. Das «Ng ng ng» hilft.

Ist dein Interesse geweckt? Hast du Lust auf mehr Fussglück?

Wenn du sehen möchtest, wie Benita Cantieni mit vier Murmeln unter den Füßen ein paar Schritte macht, wenn du mehr Übungen kennenlernen möchten, wenn du die Schuheinlagen loswerden möchtest, wenn du deinen Hallux Valgus oder Varus oder Rigidus rückgängig machen möchtest, wenn du erleben möchtest, wie Fußarbeit glücklich macht – hier geht es zur Anmeldung für den Online-Fuß-Ganzkörperworkshop. 

Die Fußlektion wird aufgezeichnet, und sie steht dir in einem Extra-Klassenzimmer einen Monat lang zur Verfügung. Die Audiodatei kannst du herunterladen zum Weitermachen. Übung macht gesunde Füße.

Die Daten und Details für den nächsten Workshop findest du hier: 

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